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GOLEM
"Dreamweaver" (63:02)
(Nuclear Blast)
Wie sagt man so schön? Aller guten Dinge sind drei. Nach den Erfahrungen, die die ostdeutschen GOLEM um Andreas Hilbert in den letzten Jahren machen durften (die sicher nicht immer die besten waren!), werden hier nun Nägel mit Köpfen gemacht. Mit Nuclear Blast sollte man nun endlich ein Label gefunden haben, das seinen Aufgaben auch gewachsen ist. Ich würde es der Band von Herzen gönnen! Aufgenommen wurde "Dreamweaver" natürlich wieder im eigenen Soundforge Studio, wo auch schon solche Death Metal Granaten wie Harmony Dies oder Sinners Bleed zusammengeschraubt wurden. Man merkt schon am Klang der CD, daß sich im Hause GOLEM so einiges geändert hat. Nach dem letzten Album "The 2nd Moon", das noch über Ars Metalli veröffentlicht worden war, hätte ich eigentlich eine noch melodiösere und vielleicht sogar ruhigere Scheibe erwartet, doch weit gefehlt! Die elf regulären Lieder des Albums kommen mit einer derartigen Vehemenz und einer Düsternis daher, daß es einen beim Hören erschaudern läßt: roh und übermächtig, mit unglaublich vielen kleinen Details und versteckten Texturen versehen, so präsentiert sich der GOLEM anno 2004. Dieses äußerst anspruchsvolle Gefrickel und Getüftel bei konstant gleichbleibendem Brutalitätspegel kennt man sonst nur noch von Morbid Angel oder von Oxiplegatz. Letztere würde ich auch am ehesten als Vergleich heranziehen wollen, wobei sich das vor allem auf die Gitarrenarbeit und den Gesang bezieht. Irgendeinen Song hervorzuheben fällt wirklich schwer: alle haben ein sehr hohes Qualitätslevel und sind keinesfalls durch ein oder zwei Anläufe zu erschließen. Äußerst verworrene Gitarrenläufe und Riffs, vertrackte Rhythmik und dazu noch schräge Melodien und ungerade Takte... all das läßt das Musikerherz höher schlagen und vergrault gleichzeitig denjenigen, der es eingängiger bevorzugt (nicht wahr, Herr Graf?). Für diejenigen, die sich erfolgreich durch die elf Kompositionen hindurchgearbeitet haben, hält die CD noch ein besonderes Schmankerl bereit: mit 'Le Sacre Du Printemps' versuchen sich GOLEM unglaublicherweise an Igor Strawinskys Meisterstück aus dem Jahre 1913. Alle Freunde moderner Klassik werden sich auf jeden Fall die Finger danach lecken! Für alle anderen gilt: Hören auf eigene Gefahr! Zum Antesten würde ich jedoch den eher epischen Titel 'The Tower' empfehlen, denn hier vereinen sich alle Vorzüge von GOLEM zu einem mächtigen Gesamteindruck. Ein ganz starkes Album!  
13 /15Punkte
(JF)
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